Welche Pullover- Arten kann man häkeln?

Eine Frau mit langen braunen Haaren und einem cremefarbenen Häkelpullover steht im Freien und blickt zur Seite. Hinter ihr liegen gestapelte Holzscheite und Bäume, die eine rustikale und ruhige Atmosphäre schaffen.
Lesedauer 8 Minuten

Ein Pullover ist doch ein Pullover – oder?

Als ich mit dem Häkeln angefangen habe, wollte ich einfach nur einen Pullover häkeln. Einen ganz normalen. So einen, den man über den Kopf zieht, der an den Ärmeln sitzt und schön warm hält. Ich dachte, Pullover sind halt… Pullover. Mal mit V-Ausschnitt, mal mit Rollkragen – klar, das kannte ich. Aber dass es ganz unterschiedliche Grundformen gibt? Keine Ahnung. Ich war völlig ahnungslos.

Mein erster Versuch war ein T-förmiger Pullover für meine Kinder. Total simpel: ein Schlitz oben, ein Knopf, damit der Kopf durchpasst – fertig. Ich wusste es ja nicht besser. Und irgendwie war das auch okay. Der Pullover war warm, sah niedlich aus, und ich war stolz.

Dann wollte ich meine erste Jacke häkeln. Ich dachte: „Größe M passt mir, also häkle ich Größe M.“ Klingt logisch, oder? Aber nur weil ich sonst Größe M trage, heißt das nicht, dass die Jacke auch perfekt sitzt. Sie war kein T-Schnitt mehr, sondern ein Raglan-Modell – und ich liebe sie bis heute. Auch wenn die Ärmel viel zu weit sind und ich bei der Farbe total danebenlag (Rot steht mir einfach nicht, aber hey, man lernt dazu). Trotzdem trage ich sie zu Hause, weil sie meine erste richtige Jacke war.

Ein Pullover ist eben nicht einfach nur ein Pullover!

Kurz gesagt: Ein Pullover ist eben nicht einfach nur ein Pullover. Es gibt so viele verschiedene Formen. Und nicht jede passt zu jedem Körper. Manche betonen Stellen, die man lieber kaschieren würde. Andere sitzen perfekt, weil sie genau auf eine bestimmte Körperform abgestimmt sind.

In diesem Artikel zeige ich euch die wichtigsten Pulloverarten, die man häkeln kann. Ich erkläre euch ganz kurz, wie sie aufgebaut sind, und habe euch kleine Skizzen dazu gemacht – damit ihr euch besser vorstellen könnt, wie sie am Körper wirken. Natürlich ist das nur eine grobe Orientierung, denn wir sind alle unterschiedlich: manche von uns haben eher eine H-Form wieder andere sind der Typ Sanduhr. Vielleicht habt ihr davon schon gehört?

Also: Lasst euch inspirieren, schaut euch die Formen an, und findet heraus, welcher Pullover zu euch passt. Die Details, Vor- und Nachteile kommen später. Heute geht’s erstmal um den Überblick. Und glaubt mir: Es lohnt sich, da genauer hinzuschauen.


T-förmiger Pullover – der einfachste Einstieg ins Pullover-Häkeln

In meinem letzten Blogartikel habe ich diese T- Pullover schon etwas genauer beleuchtet.

Eine einfache, stilisierte Form eines hellblauen T-Shirts auf weißem Hintergrund - vermittelt ein minimalistisches und klares Design.

Lasst uns ganz vorne anfangen. Wenn du noch nie einen Pullover gehäkelt hast und einfach mal loslegen willst, dann ist die T-Form dein bester Freund. Wirklich – einfacher geht’s nicht.

Die T-Form besteht aus zwei identischen, T-förmigen Teilen: ein Teil für den Rücken und ein Teil für die Vorderseite. Die werden dann an den Schultern und an den Seiten zusammengenäht. Fertig. Kein Schnickschnack, keine komplizierten Techniken. Einfach nur gerade Linien und ein Schlitz oben für den Kopf.

Diese Pulloverform ist ideal, wenn du gerade erst ins Häkeln von Kleidung einsteigst. Du brauchst keine Ahnung von Zunahmen, Abnahmen oder verkürzten Reihen. Du musst nicht wissen, wie man Rundungen formt oder eine Passform konstruiert. Du häkelst einfach geradeaus – und am Ende hältst du ein einigermaßen tragbares Oberteil in den Händen.

Wenn du aber bereits weißt, wie Zu- und Abnahmen gehäkelt werden, lohnt sich eine gut durchdachte Anleitung – wie die, die du bei mir findest. Schritt für Schritt erklärt, mit Foto- und Video-Tutorials an den kniffligen Stellen, damit du wirklich sicher durchkommst. Und bald kommt auch eine anfängerfreundliche Anleitung für eine Rundpasse dazu, die ich hier natürlich verlinken werde, sobald sie fertig ist.

Die T-Form ist vor allem spannend für alle, die selbst kreativ werden wollen. Wenn du Lust hast, eigene Schnitte zu entwerfen oder einfach mal ausprobieren möchtest, wie Kleidung entsteht – dann ist das hier dein perfekter Startpunkt.

Bleistiftzeichnung einer Person mit schulterlangem Haar, die lächelt und die Hände in die Hüften gestemmt hat. Sie trägt ein kurzärmeliges Shirt und wirkt selbstbewusst sowie entspannt.

Ich habe dir eine kleine Skizze daneben gepackt, damit du dir vorstellen kannst, wie das Ganze am Körper aussieht. Und wenn du deinen allerersten Pullover häkeln willst: Mit der T-Form bist du schnell durch, brauchst kaum Maße und kannst dich ganz entspannt an die Grundlagen herantasten, ohne gleich in Technik-Chaos zu versinken.

So, und jetzt geht’s weiter, denn es gibt noch viele andere Formen, die deutlich spannender sind. Aber die T-Form? Die ist die Basis.


Pullover mit überschnittener Schulter

Und jetzt kommt die zweite Variante, die im Englischen oft als „drop shouldered sweater“ bezeichnet wird. Im Grunde ist das auch ein Pullover in T-Form – nur etwas anders zusammengesetzt.

Illustration eines hellblauen T-Shirts mit kurzen Ärmeln auf weißem Hintergrund. Das schlichte Design vermittelt einen klaren und lässigen Eindruck.

Dieser Pullover besteht allerdings aus 4 Teilen- nicht nur aus 2 Teilen:

  • ein Rechteck für das Rückenteil,
  • ein identisches Rechteck für das Vorderteil,
  • und zwei gleich großen Rechtecken für die Ärmel.

Diese Teile werden einfach zusammengenäht: oben an den Schultern und seitlich unter den Armen. Fertig.

Du häkelst dazu einfach nur Hin- und Rückreihen, ohne Zu- oder Abnahmen, setzt die 4 Teile zusammen – und hast ein tragbares Kleidungsstück.

Was diesen Pullover besonders macht: Die Schultern sind gerade. Also wirklich gerade. Da gibt’s keine Schräge, einfach eine Linie von Ärmel zu Ärmel. Das sieht ein bisschen so aus, als wäre der Pullover für jemanden gemacht, der den ganzen Tag mit ausgestreckten Armen herumläuft. 😄

Noch ein paar typische Merkmale des Pullovers mit überschnittener Schulter:

  • Der Halsausschnitt ist vorne und hinten gleich: Du musst also nicht überlegen, wo vorne oder hinten ist.
  • Brust und Hüfte haben die gleiche Breite : Der Pullover ist oben genauso weit wie unten.
  • Die Schultern haben keine Neigung: sie verlaufen flach und gerade.

Das macht den Schnitt super einfach, aber auch kastig. Viele Designer*innen starten mit genau dieser Form, weil sie so unkompliziert ist. Und manche bleiben sogar dabei, weil sie sich kreativ austoben können, ohne sich mit komplizierten Berechnungen herum schlagen zu müssen.

Wenn du also Lust hast, einen Pullover zu häkeln, der dich nicht mit Zu- und Abnahmen überfordert: dann ist der ‚Pullover mit überschnittener Schulter‘ eine tolle nächste Stufe nach der T-Form. Nachteil ist, das du die Einzelteile zusammen nähen musst.

Bleistiftzeichnung einer lächelnden Person mit langen Haaren, die einen Pullover und eine Hose trägt. Die Hände sind in die Hüften gestemmt, was eine selbstbewusste und fröhliche Haltung vermittelt.

Ein Pullover-Typ, der komplett ohne Zusammennähen auskommt, stelle ich dir als nächstes vor…


Raglan-Pullover

Wenn du schon ein bisschen mit Pulloverformen experimentiert hast, wirst du früher oder später über den Begriff „Raglan“ stolpern. Klingt erstmal wie ein ausgedachter Name. Tatsächlich gibt es aber eine spannende Geschichte zu diesem Schnitt.

Was ist ein Raglan?

Ein Raglan ist ein locker sitzendes Kleidungsstück mit schrägen Schulterlinien, bei dem die Ärmel in einem Stück bis zum Halsausschnitt reichen. Das heißt: Keine klassischen Schulternähte, sondern eine durchgehende Linie von der Achsel bis zum Hals. Dadurch entsteht eine ganz eigene Form und vor allem: viel Bewegungsfreiheit.

Es gibt zwei verschiedene Typen von Raglan- Pullovern:

Klassischer Raglan

  • Die Linien verlaufen gerade von oben nach unten.
Zeichnung einer lächelnden Person mit langen Haaren, die einen gemusterten Pullover trägt. Der Zeichenstil ist einfach und verspielt und vermittelt eine fröhliche Stimmung.

Angepasster / Compound Raglan

  • Die Linien sind in Stufen gegliedert, wodurch die Form an Schultern und Brust angepasst wird.
Skizze einer fröhlich wirkenden Person mit strubbeligem Haar, die mit in die Hüften gestemmten Händen steht. Sie trägt einen Pullover.

Kennst du diese Pulloverform schon? Oder hast du vielleicht selbst schon einen Raglan gehäkelt?


Pullover mit Rundpasse

Einfache Illustration eines hellblauen Langarmshirts mit rundem Ausschnitt. Ein Ärmel ist ausgestreckt, was einen lässigen Stil vermittelt.

Ja, die Rundpasse. Das ist wirklich mein absoluter Lieblingspullover-Typ! Ich liebe sie einfach. Sie ist nicht so simpel wie die T-Form. Bei der Rundpasse muss ich rechnen, planen, Zunahmen verteilen. Aber genau das macht sie so faszinierend. Sie hat diesen Wow-Effekt, dieses „Oh mein Gott, wie schön ist das bitte?!“

Im Gegensatz zur T-Form, die einfach gerade verläuft, und zum Raglan mit vier Zunahmepunkten, wird die Rundpasse rund um den Halsausschnitt geformt: Mit vielen kleinen, gleichmäßig verteilten Zunahmen. So entsteht ein sanfter, runder Ausschnitt. Es entsteht ein Kreis der immer breiter wird, bis genug Maschen für Ärmel und Brust vorhanden sind.

Das Besondere an einer Rundpasse:

Die Rundpasse wird nahtlos gearbeitet und kann, wenn du alles gut ausgemessen und berechnet hast, richtig perfekt sitzen. Die T-Form schafft das nie, da fehlt einfach die Formgebung. Und ja, das Verteilen der Zunahmen ist manchmal knifflig. Aber genau das liebe ich daran 💪🏼.

Ich arbeite meine Rundpassen übrigens lieber von oben nach unten: o habe ich die Passform besser im Griff und kann ihn zwischendurch anprobieren den Pullover. Und psst: Eine anfängerfreundliche Version ohne großes Muster(Nur aus einfachen Maschen wie halben Stäbchen oder festen Maschen) ist schon in Planung. Die wird richtig schön: Versprochen!


Pullover mit eingesetzten Ärmeln

Pullover mit eingesetzten Ärmeln unterscheiden sich deutlich von Raglan- oder T-förmigen Pullovern. Der entscheidende Unterschied liegt in der Schulterschrägung und der Armkugel.

  • Bei eingesetzten Ärmeln wird der Körper separat vom Ärmel gearbeitet. Der Ärmel erhält oben eine rund geformte Kugel, die exakt ins Armloch passt.
  • Dadurch entsteht eine anatomisch korrekte Schulterlinie, die sich dem Körper viel besser anpasst als die gerade Linien bei T-Form oder Raglan.
  • Das Ergebnis ist eine außergewöhnlich gute Passform, wie du sie vielleicht von hochwertigen Kaufpullovern kennst.

Diese Konstruktion ist design- technisch anspruchsvoller, aber ideal für alle, die Wert auf einen guten Sitz und maßgeschneiderter Look legen.

Ich selbst habe mich häkeltechnisch noch nicht an diesen Typ gewagt, aber er steht definitiv auf meiner Liste. Aktuell liegt mein Fokus auf Rundpasse- und Raglan-Pullovern. Aber irgendwann kommt auch der eingesetzte Ärmel dran.

Pullover mit Sattelschulter

Die Sattelschulter ist für mich eine richtig interessante Konstruktion. Sie besteht aus einem länglichen Schulterstreifen, der Vorder- und Rückenteil verbindet. Die Ärmel setzen seitlich an diesem Streifen an. Dieser Streifen kann (aber muss nicht) sogar schon Teil des Ärmels sein und wird einfach weitergeführt. Das ergibt eine schöne, betonte Schulterpartie, die sich super für Muster eignet. Ich liebe diesen Effekt!

Was die Sattelschulter besonders macht: Sie kombiniert Eigenschaften anderer Pullovertypen.

  • So könnte ich beispielsweise einen T-Pullover so umbauen, das dieser auch eine Sattelschulter bekommt.
  • Im Gegensatz zur Rundpasse, die rund um den Hals zugenommen wird, bleibt die Sattelschulter kantiger und geradliniger. Aus einer Rundpasse lässt sich kein Sattelschulter- Pullover machen.
  • Allerdings gibt es Raglan- Pullover, die mit einer Sattelschulter kombiniert werden.

Mit der Sattelschulter lässt sich also so mancher Pullover- Typ noch verändern.

Damit ihr euch diese Konstruktion besser vorstellen könnt, habe ich euch zwei Strickanleitungen rausgesucht, die die Sattelschulter richtig schön zeigen:

Leider gibt’s im Häkelbereich kaum Anleitungen dazu. Ich finde: Das schreit förmlich nach einem neuen Projekt. Und ja, ich denke schon darüber nach, wie man das häkeltechnisch umsetzen könnte. Die Idee ist da: Jetzt fehlt nur noch die Zeit 😅.


Sonderformen und Varianten

Es gibt aber noch viel mehr Pullover- Typen. Ich liste euch nur mal kurz ein paar davon auf und verlinke euch eine Beispiel- Anleitung:


Fazit und Ausblick

👉 Damit hast du einen Überblick über die wichtigsten Grundformen und einige Varianten. Jede dieser Konstruktionen hat ihren eigenen Reiz . Von mir wird es zu den wichtigsten Pullover- Typen einen weiteren Artikel geben. Dort erfährst, was die Vor- und Nachteile der verschiedenen Typen ist und wem welcher Pullover besonders gut steht.

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